Nazijäger: Die Kinder vom Bullenhuser Damm im TV

Nazijäger – Reise in die Finsternis

Seit heute gibt es in der ARD Mediathek ein dreiteiliges Dokudrama über die Geschichte der Kinder vom Bullenhuser Damm, unter dem reißerischen Titel „Nazijäger – Reise in die Finsternis“ (Regie: Raymond Ley).
Nachdem ich zunächst den Trailer gesehen habe, war ich kurz versucht, die drei, jeweils ca. 30-minütigen langen Filme nicht zu sehen. Aber dann war meine Neugierde natürlich doch zu groß, bei diesem Thema, das mich nun auch schon ein paar Jahre begleitet.

Es ist nicht ganz einfach für mich, diese Serie unvoreingenommen zu sehen und auch zu bewerten. Zum einen habe ich mit meiner eigenen Novelle ebenfalls den Versuch einer fiktionalisierten Darstellung der Geschichte der Kinder unternommen, zum anderen habe ich Andra und Tatiana Bucci im vergangenen Sommer, als sie zu den Dreharbeiten in Hamburg waren, persönlich kennengelernt und ja auch schon vorher mit ihnen Kontakt gehabt, als ich ihr Buch „Wir, Mädchen in Auschwitz“ übersetzt habe.
Ich stecke also in einer gewissen Zwickmühle zwischen dem Respekt für die Zeitzeuginnen und dem Wissen um Tricks und Kniffe, die bei Fiktionalisierungen von wahren Begebenheiten angewendet werden. Dieser Zwiespalt hat mich beim Betrachten des Films nicht eine Sekunde verlassen.

Konfuser Auftakt

Entsprechend den vermeintlichen Ansprüchen an heutige Fernseh-Aufklärung haben die Macher die Geschichte der Kinder vom Bullenhuser Damm sehr opulent inszeniert. Der Titel „Nazijäger“ mit entsprechenden Untertiteln („Jäger und Gejagte“, „Verlorene Kinder“ und „Der letzte Tag“) irritiert allerdings. Zwar wird im ersten Teil die Arbeit der War Crime Investigation Unit der britischen Besatzungstruppen illustriert, doch scheint zunächst das Spiel mit mehr oder minder bekannten Namen wie Walter Freud, ein Enkel von Sigmund Freud, Rudolf Höß, dem Lagerkommandanten von Auschwitz bis 1943, und Bruno Tesch, dem Lieferanten von Zyklon B, wichtiger zu sein, als die eigentliche Geschichte der Kinder, die erst im November 1944 begann. Entsprechend konfus würde ich den ersten Teil bezeichnen. Es gibt darin Szenen, in denen der in Handschellen gelegte Naziarzt Heißmeyer die Kiste mit seinen medizinischen Unterlagen ausgraben lässt, ohne dass man als Zuschauer erfährt, wer er ist oder wo er die Kiste versteckt hat, noch wann sie ausgegraben wurde (in den 1960er Jahren in Hohenlychen by the way). Ebenso seltsam ist es, wenn Andra und Tatiana von ihrer Zeit in Auschwitz erzählen und sepiagraue Sequenzen von poetisch-heruntergekommenen Räumlichkeiten mit leeren Vogelkäfigen und alten Puppen dagegen geschnitten werden. Nun ja. Es ist eben alles etwas speziell in diesem Zwitterformat Dokudrama – mit dem ich generell Schwierigkeiten habe, hier jedoch besonders, was aber wahrscheinlich daran liegt, dass ich die Geschichte einigermaßen kenne.

Eitle Regiespielereien

In den Teilen zwei und drei liegt der Focus dann tatsächlich mehr auf den Kindern, die von ganz großartigen Kinderdarsteller:innen verkörpert werden. Sie bringen den Betrachtern das Leid der zwanzig Kinder von Bullenhuser Damm herzergreifend nah. Filmtechnisch wird dabei von den Machern noch gehörig nachgeholfen – dramatische Musikuntermalung, kaum Farben bei den Lagerszenen, dann jedoch ein paar Sequenzen, in denen die Kinder plötzlich heutige Kleidung tragen. Auch die Verwandlung der jungen Darsteller:innen in dreckverschmierte Lagerinsassen mit rasierten Haaren wird durch Aufnahmen aus der Maske und Requisite eingeflochten. Das scheinen angesagte filmische Tricks zu sein, die die Fiktion bewusst wieder aufheben und die Zuschauer quasi mit dem Holzhammer daran erinnern sollen, dass das ja alles ein Film ist. Natürlich erschreckt man, wenn die Filmkinder aus dem KZ in der aktuellen Streetwear plötzlich wie die eigenen Kinder oder Nichten und Neffen aussehen. Aber es hätte nicht nötig getan. Das gilt auch für die theatermäßig inszenierten Curiohaus-Prozesse, in denen die angeklagten Verbrecher in ihren Filmkostümen vor einem heutigen Publikum sitzen und in aktuelle Mikrofontechnik sprechen. Das sind für mich Regiespielereien, die völlig vom Thema ablenken und eitel daherkommen.

Was mich zudem im Laufe des Sehens zusätzlich irritiert hat, waren die fiktiven Drehorte. Natürlich können Spielszenen heute nicht an den Originalschauplätzen gedreht werden, aber den Keller der Schule vom Bullenhuser Damm in einen Gewölbekeller mit Hamburger Küchenfliesen zu verwandeln, ist nur bedingt zu ertragen, wenn man die Räumlichkeiten in der Schule kennt (sie können jeden Sonntag besucht werden). Vielleicht bin ich da jetzt zu streng, denn es ändert sich deshalb ja nichts an den schrecklichen Abläufen. Aber es bleibt bei mir ein gewisses Befremden zurück. All das und diverse weitere Kleinigkeiten lässt mich an der Sinnhaftigkeit von Dokudrama in Zeiten, in denen Medien für verfälschende Darstellungen angegriffen werden, extrem zweifeln. Aber darüber müsste an einem anderen Ort diskutiert werden

Wichtige Zeitzeuginnen

Versöhnt mit dem ganzen Projekt haben mich allerdings die eingeflochtenen Erzählungen von Tatiana und Andra Bucci. Während sie durch das Auschwitz Memorial und die Gedenkstätte Neuengamme gehen, holen sie ihre Erlebnisse und die Geschichte der Kinder vom Bullenhuser Damm direkt zu uns in die Gegenwart. Das ist überaus berührend, vor allem als sie am Ende die kleinen Darsteller:innen treffen, die sie im Film verkörpert haben.
Die Schwestern Andra und Tatiana, beide über 80 Jahre alt, haben sich das Erzählen ihrer Geschichte und der von Sergio, ihrem Cousin, zur Lebensaufgabe gemacht. Sie nutzen jede Gelegenheit, damit die Geschichte der Kinder von Auschwitz und vom Bullenhuser Damm nicht in Vergessenheit gerät. Dafür kann man den beiden nur zutiefst dankbar sein und hoffen, dass sie das noch ganz oft können und ganz viele Menschen ihnen dabei zuhören!

Das Doku-Drama „Nazijäger“ ist hier abrufbar. Am 16. Januar 2022 läuft es um 21.45 Uhr in der ARD Das Erste.

Das Memoire „Wir, Mädchen von Auschwitz“ von Andra und Tatiana Bucci ist bei Nagel & Kimche in meiner Übersetzung erschienen.

Nachtrag vom 17.01.2022: Die am gestrigen Abend ausgestrahlte Fassung im Ersten war eine gekürzte Version der oben beschriebenen Filme. Das hat m. E. das Ganze nicht besser gemacht. Wenn ich es recht erinnere, sind selbst Szenen mit den Bucci-Schwestern gekürzt worden – und um die ist es wirkliche schade. Das Dokumentarische ist hier sehr viel weniger geworden, sodass ich mich frage, warum die Macher:innen dann nicht gleich einen Spielfilm gedreht haben.

Onlinebuchmesse 2020 und Woche des Gedenkens

#obm2020

Von heute ab läuft in den sozialen Netzwerken die Onlinebuchmesse 2020. Ich habe mich auf dieses Abenteuer eingelassen und werde hauptsächlich auf Instagram (@letteraturen) und Facebook (@ulrikeschimming) über meine Novelle „Der Schritt“ berichten.

Die großartige Organisatorin Helen Schmidt hat zwar sogenannte „Tagesaufgaben“ im Vorfeld herumgeschickt – aber ich nehme die eher als Anregung, an die ich mich nur halte, wenn mir wirklich etwas dazu einfällt.

Heute sollten wir uns als Autor*innen vorstellen. Nun ja. Dazu fällt mir eben nicht so viel ein, bzw. ich halte es nicht so wichtig. Ein Werk steht auch für sich.
Viel wichtiger ist mir, dass hier in Hamburg vom 1. bis 15. November die Woche des Gedenkens stattfindet, in der an die Verbrechen der Nazi-Zeit erinnert wird. Und dazu fällt mir sehr viel mehr ein, denn mein Buch erzählt von genau so einem Verbrechen, nämlich dem Mord an den Kindern vom Bullenhuser Damm und wie es dazu kommen konnte.

#obm2020

Daher habe ich beschlossen, euch in den kommenden Tagen, diese Geschichte auf Insta noch einmal zu erzählen, flankiert von Fotos, die es dazu gibt. Mein Fokus wird auf den 20 Kindern liegen, die vor 75 Jahren in der Schule am Bullenhuser Damm im Hamburger Stadtteil Rothenburgsort ermordet wurden.

Denn im Rosengarten der Gedenkstätte gibt es diese Tafel mit dem Spruch:

#obm2020

Dies ist sowohl das Motto meines Buches, als auch meines Agierens auf der #obm2020.

Die ersten Postings findet ihr bereits in den sozialen Netzwerken. Ihr könnt hier wie dort kommentieren oder Fragen stellen.

Am Freitag, den 6. November 2020, werde ich um 19 Uhr auf Instagram zudem aus „Der Schritt“ lesen (ebenfalls unter @letteraturen).

Ich freue mich, wenn ihr vorbeischaut.

Bestellbar

ISBN

Da ich gerade erfahren habe, dass meine Novelle »Der Schritt« in manchen Buchhandlungen als »vergriffen« läuft, kurz die Erläuterung: Das Buch ist nicht vergriffen. Nie. Denn es ist ein Selfpublishing-Buch. Das heißt, es wird in dem Moment gedruckt, in dem eine Bestellung bei epubli eingeht.
Da es kein Buch für ein mega-breites Publikum und nicht bei einem Verlag mit gängigen Vertriebswegen erschienen ist, wird es – leider – nie stapelweise in einer Buchhandlung zu finden sein. Dennoch ist es in der Welt und kann bestellt werden – und zwar in JEDER Buchhandlung.
Die Buchhändler*innen müssen dafür jedoch ihre gewohnten Pfade der Großhändler-Kataloge verlassen und über die ISBN des Buches suchen.

Die Nummer zum Buch: ISBN

ISBN

Diese lautet für die Print-Version von »Der Schritt« 978-3-750292-50-5.

Das E-Book hat die Nummer 978-3-750291-73-7.

Natürlich kann das Buch auch direkt im Shop von epubli.de geordert werden oder in jeder anderen Online-Buchhandlung … Doch in Zeiten, in denen der lokale Buchhandel unsere ganze Unterstützung braucht, ist der Gang in den Lieblingsbuchladen eher angebracht.
Ihr benötigt dann einfach nur ein bisschen Geduld, denn das on-demand-Drucken von »Der Schritt« und der Versand brauchen ein paar Tage.

PS: KNV hat Anfang des Monats zwei Exemplare (das hört sich wenig an, ist aber für jede Selfpublisherin eine schöne Nachricht…) bestellt, die schneller im Laden sein müssten …

Die ersten Leserstimmen

Gut einen Monat ist »Der Schritt« nun schon in der Welt und hat bereits seine ersten Leser*innen gefunden. Ein paar Auszüge daraus möchte ich hier kurz zusammenstellen.

Bereits am 20. April berichtete die Bergedorfer Zeitung aus Anlass des 75. Todestages der Kinder vom Bullenhuser Damm. Die Online-Fassung gibt es hier.

Auf Lovelybooks finden sich zwei Rezensionen.

Nette schreibt:

»Natürlich berührt das Buch, es sind grauenvolle und unvorstellbare Dinge am Bullenhuser Damm passiert! Die Geschichte bzw. Verbrechen an den Kindern wurde auch mir erst durch dieses Buch bekannt.
Ulrike Schimming schafft es die Geschichte der Kinder in Form von Sergio De Simone so würdevoll, emotional und respektvoll zu erzählen. Ich kann da wirklich nur meinen Respekt aussprechen! 
Die Augen kann man nicht vor den Taten verschließen, aber mit genau solchen Büchern schafft man die ewige Erinnerung!«

Achtsamkeit findet:

»Das Buch wühlt extrem auf und ist umso wichtiger, dass jedem Leser dieses Schicksal vor Augen geführt wird. Ich danke der Autorin für dieses Buch.«

Bei Amazon meint Anna Isabella:

»Das Buch sollte jeder lesen. Unfassbar was man den Kindern angetan hat. Nichts für schwache Nerven.«

Und Petra Wiechmann schreibt:

»Heute, 75 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs, dürfen wir die grausamen Taten der Nationalsozialisten nicht vergessen. Ulrike Schimmings Buch „Der Schritt“ hält die Erinnerung wach. Eine wichtige Lektüre!«

Im Buchclub: Zeit zum Lesen von Bloggerin Bookbroker war »Der Schritt« das Buch für den Mai. Daraus ergaben sich ein paar wunderbare Rückmeldungen. Eine Zusammenfassung hat Evelyn Unterfrauner hier zusammengestellt. Zudem schreibt Lucylorelaie:

»Dieses Buch war das Monatsbuch im Bookbrokersbuchclub und ich bin sehr dankbar dafür, dass es ausgesucht worden ist, denn ich weiß nicht ob ich alleine darauf gestoßen wäre. Es geht um die 20 Kinder, die im zweiten Weltkrieg, für medizinische Versuche in der Hamburger Schule untergebracht worden sind und letzten Endes grausam ermordet wurden. Ein sehr bewegendes Buch, nicht einfach so etwas zu lesen, jedoch finde ich es unglaublich wichtig das man sich daran erinnert.«

Aki liest fasst es so zusammen:

»Große Leseempfehlung, auch wenn die Geschichte nicht einfach auszuhalten ist. Es ist aber so viel wichtiger, dass sie nicht in Vergessenheit gerät oder in Gleichgültigkeit abrutscht.«

Manches gibt es heutzutage auch in den Insta-Storys:

Neben diesen öffentlichen Rückmeldungen gibt es natürlich auch private, die alle in die Richtungen gehen, dass wir die Erinnerung an diese schrecklichen Taten bewahren müssen.

So schrieb mir Pierre Marmann:

»Die Geschichte ist berührend, weil das Grauen sich im Kleid des Banalen in „unser“ Leben ein schleicht. Der beschriebene „Alltag“ der Opfer bricht die Schranken der zeitlichen Verrückung und lässt den Leser zum lebendigen „Zeugen der 2. Generation“ werden. Die Schatten von gestern sind kollektiv und zeichnen uns alle. Sowie auch wir alle, durch aktives wie passives Zutun, zu den Schatten von morgen mutieren werden. Wir sind alle die Schatten von morgen und übermorgen. Wir sind alle irgendjemandens Schatten. Irgendwann. Irgendwo.«

Über all diese Reaktionen auf den unterschiedlichesten Kanälen freue ich mich sehr und hoffe, dass diese Geschichte noch weitere Leser*innen findet und die Kinder nicht vergessen werden.

Online-Lesung zum 75. Todestag

Vor 75 Jahren wurden in der Nacht auf den 21. April 1945 am Bullenhuser Damm in Hamburg-Rothenburgsort im Keller der dortigen Schule zwanzig jüdische Kinder erhängt. Damit wollte die SS die grausamen medizinischen Versuche vertuschen, die in den Monaten zuvor an den Kindern durchgeführt waren.

Über diese Ereignisse habe ich die Novelle „Der Schritt. Das Martyrium der Kinder vom Bullenhuser Damm“ geschrieben, die seit diesen Tagen als Taschenbuch und eBook bestellbar ist. Darin verfolge ich vor allem die Lebensgeschichte des einzigen italienischen Kindes, Sergio De Simone. Er steht beispielhaft für die anderen ermordeten Kinder.

Zum Gedenken an die Kinder habe ich ein Stück daraus eingelesen. Es handelt sich dabei um die Fahrt der Kinder von Auschwitz nach Neuengamme in Hamburg. Die Kinder wurden damals von der Ärztin Paulina Trocki begleitet, aus deren Perspektive ich die Szene erzähle.

Da dies meine erste selbst gedrehte Lesung ist, fängt das Video sofort mit dem Text an – eine Einführung habe ich vor lauter Aufregung leider nicht hinbekommen. Aber vielleicht bekommt ihr so trotzdem einen Eindruck von der Geschichte.

Danke fürs Zuhören.

Neuerscheinung

Dieser Tage habe ich es endlich geschafft: Mein neues Buch ist in der Welt: Der Schritt. Das Martyrium der Kinder vom Bullenhuser Damm. Auch dieses Mal habe ich es wieder als Selfpublisherin veröffentlicht.
Auch dieses Mal habe ich mich wieder mit einem realen Geschehen der Historie befasst, mit einem sehr dunklen Kapitel in der deutschen Geschichte: dem Mord an zwanzig jüdischen Kindern in der Hamburger Schule am Bullenhuser Damm.

Ein grausames Verbrechen

Nur wenige Wochen vor Ende des zweiten Weltkrieges versuchten die Nazis, ein unmenschliches Verbrechen zu vertuschen und alle Spuren zu beseitigen. Im KZ Neuengamme hatte der Arzt Kurt Heißmeyer an Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren medizinische Versuche unternommen. Er wollte einen Impfstoff gegen Tuberkulose finden, ein Unterfangen, das im Grunde von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, das seine Hypothese falsch waren. Dennoch wurde ihm eine Sonderabteilung im KZ Neuengammen eingerichtet. Dort führte er seine Versuche im Sommer 1944 zunächst an erwachsenen Häftlingen durch. Als die Versuche nicht zum Erfolg führten, bat Heißmeyer darum, dass ihm zwanzig Kinder, zehn Jungen und zehn Mädchen, für sein Vorhaben geschickt wurden.

Ein gemeiner Verrat

Im November 1944 wurden vermutlich unter der Aufsicht von Josef Mengele die Kinder durch einen perfiden Trick im KZ Auschwitz-Birkenau ausgewählt und im Zug nach Hamburg gebracht. Die Kinder kamen aus Polen, Frankreich, den Niederlanden, der Slowakei und Italien. Bereits vor den schrecklichen Versuchen in Neuengamme hatten diese Kinder zusammen mit ihren Familien Krieg, Demütigungen und Verfolgung erlebt.

Sergios Geschichte

In meiner Novelle zeichne ich am Beispiel des siebenjährigen Italieners Sergio das Geschehen nach. Sergio stammte aus Neapel und flüchtete mit seiner Mutter Gizella vor den Bombardements der Alliierten im Sommer 1943 nach Fiume (heute Rijeka) zur Familie der Mutter. Sie glaubten sich in Sicherheit, gerieten dort aber in die Fänge der Nazi, die damals das sogenannte Operationsgebiet Adriatisches Küstenland besetzt hatten. Von Fiume wurde Sergios Familie in das italienische KZ San Sabba in Triest deportiert und wenig später weiter nach Auschwitz.

Gedenkstätte am Bullenhuser Damm

Auf diese unfassbare Geschichte bin ich gestoßen, weil ganz in der Nähe meiner Wohnung die KZ-Gedenkstätte Bullenhuser Damm liegt, wo in einer kleinen, aber sehr feinen Ausstellung an das Schicksal der Kinder erinnert wird. Als ich die Gedenkstätte das erste Mal besuchte, war ich erschüttert – danach haben mich die Kinder nicht mehr losgelassen. Da es über ihre Geschichte bereits einige Sachbücher gab, habe ich mir überlegt, einen erzählerischen Text darüber zu verfassen. Mit allem Respekt habe ich Fakten mit Fiktion verbunden und so versucht, die Geschichte emotional zu erzählen.

Wer diese Novelle rezensieren möchte, dem schicke ich gern ein Exemplar zu. Eine Anfrage per Mail genügt.

Die Gedenkstätte am Bullenhuser Damm im Hamburger Stadtteil Rothenburgsort ist jeden Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Informationen über die zwanzig Kinder gibt es auch auf der Website der Vereinigung der Kinder vom Bullenhuser Damm e.V.

Adventsverlosung

VerlosungNun, da die Abende bereits am Nachmittag beginnen, wir uns lieber auf dem Sofa einkuscheln und uns von anregenden Geschichten in fremde Welten oder andere Zeiten tragen lassen, möchte ich Euch noch einmal auf meinen Roman Glaube Liebe Stigmata aufmerksam machen.

In diesem Herbst gab es zwei wichtige Jahrestage meiner Hauptfigur, Padre Pio: Vor 50 Jahren verstarb der Kapuziner in Süditalien, vor 100 Jahren „erhielt“ er seine Stigmata, die ihn weit über Italien hinaus berühmt und schließlich zum Heiligen gemacht haben.
In Italien kennt jeder die Geschichte des Padre, allerdings eher in Form einer Hagiografie, also einer glaubenskonformen Heiligenbiografie. In meinem Roman erzähle ich seine Geschichte und die seiner Geliebten Mary anders, psychologischer, kritischer, „jenseits des Mainstream“, wie ein Jurymitglied des Skoutz-Awards schrieb.

Nicht nur beim Skoutz-Award war der Padre gelistet, sondern hatte es auch auf die Shortlist, also in die Top Ten des Deutschen Selfpublishing-Preises geschafft, für den sich weit über 1000 Autor_innen beworben hatten. Ein wahrlich gutes Jahr für den Padre, was ich noch gar nicht so richtig gefeiert habe.

Aber das hole ich jetzt nach und werde an den kommenden vier Wochenenden je ein Exemplar von Glaube Liebe Stigmata verlosen. Also an jedem Advent ein Buch!

Wenn Ihr Lust habt, den Padre kennenzulernen, noch Lesestoff für die Festtage oder ein Weihnachtsgeschenk braucht, dann seid Ihr herzlich eingeladen mitzumachen.
Dafür braucht Ihr einfach nur hier unten zu kommentieren – vielleicht erzählt Ihr, ob Ihr Padre Pio kennt und woher … oder ob er noch ein Unbekannter für Euch ist.
Aus Euren Kommentaren, von Sonntag, Null Uhr, bis Samstag, 24 Uhr, werde ich an den darauffolgenden Sonntagen (am 2., 9., 16. und 23. Dezember 2018) immer einen Gewinner auslosen und bekanntgeben.

Also, auf geht’s! Es ist ganz einfach. Ich freue mich über Eure Kommentare. Viel Glück!

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Teilnahme ab 18 Jahren. Bei Verlust durch die Post kann kein Ersatz angeboten werden. Auslosung erfolgt durch Zufallsgenerator. Reine Gewinnspielaccounts sind von der Teilnahme ausgeschlossen. WordPress hat nichts hiermit zu tun. Kommentare auf anderen Plattformen  (Facebook, Instagram, Twitter, LinkedIn, Xing, etc.) werden nicht berücksichtigt. Die Gewinner werden per E-Mail informiert und hier veröffentlicht.

Shortlist!!!

shortlistFür mich es es wie ein Wunder! Der Padre, also mein Roman Glaube Liebe Stigmata steht seit gestern auf der Shortlist des Deutschen Selfpublishing-Preises 2018!!!

Das hätte ich so nie erwartet. Aber ich freue mich unglaublich!
Leider, oder vielleicht zum Glück, hält mich ein fieser Infekt davon ab, sämtliche Prosecco-Flaschen im Haus zu köpfen und in den Dauerfeinermodus zu schalten. Dauergrinsen geht. Alles andere tut leider weh. Deshalb halte ich mich hier kurz.

Danke an die Jury, dass Francesco, Adelia und Chiara es bis ins Finale geschafft haben – und nun vielleicht noch mehr Leser finden!

Herzlichen Glückwunsch an die neun Mitnominierten! Wir haben alle schon gewonnen und feiern das am 10.10. auf der Preisverleihung!

Bis zum 9.10. läuft nun das Publikumvoting, bei dem ihr alle über den Publikumspreis abstimmen könnt. Und zwar hier:  https://selfpublishing-preis.de/shortlist/ 
Schaut da mal rein, es gibt zu allen Büchern Leseproben – und schöne Geschichten!

Am Mittwoch, den 10. Oktober 2018, findet dann um 14 Uhr die Preisverleihung im Lesezelt auf dem Gelände der Frankfurter Buchmesse statt.

Bis dahin ist der Infekt hoffentlich weg – und ich vergehe nicht vor Aufregung!

Adelia McAlpin Pyle aka Mary

mary
Adelia McAlpin Pyle, ca. 1910

Die zweite Hauptfigur in Glaube Liebe Stigmata ist Mary Pyle. Auch sie ist eine Figur, die es im wirklichen Leben gegeben hat.

Als ich vor Jahren mit der Arbeit am Roman begann und vor allem Bücher und Texte zu Padre Pio las, war mir die Bedeutung von Mary noch gar nicht klar. Auch als ich 2008 San Giovanni Rotondo besuchte und die exhumierte Leiche des Padres besichtigte, war Mary für mich noch eine Unbekannte. So bin ich leider völlig achtlos an ihrem Haus, dem Castello Rosa, vorbeigelaufen. Was ich heute sehr bedaure und bei einem nächsten Besuch unbedingt nachholen muss.

Erst als ich durch einen Zufall die Todesdaten von Padre Pio und Mary genauer betrachtete, ging mir ein Licht auf. Mary starb am 26. April 1968. Francesco am 23. September 1968. Knappe fünf Monate lagen dazwischen. Es erinnerte mich an meine Großeltern, die innerhalb von sechs Wochen starben, weil der eine ohne die andere nicht mehr leben konnte und wollte. Eine große Liebesgeschichte. Und diese Vermutung stieg dann auch in mir auf, was die Beziehung zwischen Padre Pio und Mary Pyle anging.

So weitete ich meine Recherchen aus, warf den gesamten Plot über den Haufen und schrieb ganz neue Teile für den Roman.  So griffen Mary, New York, der Reichtum, Adelias Mutter und schließlich auch Maria Montessori in das Geschehen ein.

Mary wurde am 17. April 1888 als Adelia McAlpin Pyle in der Stadt New York geboren. Ihr Großvater James Pyle war in den 1840er Jahren in die Stadt gezogen und hatte dort eine Seifenfabrik gegründet. Angeblich hat er als erster die Buchstaben „OK“ als Abkürzung für den Ausdruck „alles in Ordnung“ benutzt – er taufte seine Seife nämlich „OK Soap“. Und stellte später Seifenpulver her, das unter dem Namen „Pearline“ verkauft wurde.

Ihr Großvater mütterlicherseits, David Hunter McAlpin, war ein einflussreicher Industrieller und Immobilienbesitzer. Er erbaute das McAlpin Hotel, das zur damaligen Zeit, Ende des 19. Jahrhunderts zu den größten der Welt zählte.

Mary hatte fünf Geschwister, die älteren Brüder James und David, ihre jüngere Schwester Sara und die beiden jüngsten Brüder Charles und Gordon. Im Roman habe ich mir erlaubt, die Geschwister umzubenennen, da ich mir nicht sicher war, ob es noch lebende Verwandte der Pyles gibt. Die Familie wohnt in der Fifth Avenue genau gegenüber der St. Thomas Kirche, deren Brand im Jahr 1905 Adelia also durchaus hätte beobachten können.

Landhaus Hurstmont in Morristown, N.J.

Mary wächst behütet auf, ist Mitglied der Presbyterianischen Kirche, sie besucht Privatschulen in Princeton, New Jersey und Dobbs Ferry, New York. Zuhause bekommt sie Privatunterricht in den Sprachen Italienisch, Französisch, Deutsch und Spanisch. Sie nimmt Tanz- und Gesangsunterricht und reitet gern, bis ein Unfall ihr dieses Vergnügen verleidet. Den Sommer verbringt die Familie in ihrem Landhaus in Morristown, New Jersey, einem Haus mit 33 Zimmern, neun Bädern und einem Aufzug. Dazu einen riesigen Garten. Das Anwesen mit Namen Hurstmont war 1907 auf dem Cover der Zeitschrift „American Homes and Gardens“ zu sehen. Ein privilegiertes Lebens also.

So wurde auch die Einführung der beiden Pyle-Töchter in die gute Gesellschaft New Yorks standesgemäß im Sherry’s gefeiert und in der Zeitung verkündet. Es heißt, dass das Sherry damals das größte, elegantestes und teuerste Restaurant New Yorks gewesen sei. Es befand sich im Hotel Netherlands, das gleich neben dem Waldorf-Astoria lag. Die Gästeliste, die ebenfalls in der Zeitung veröffentlicht wurde, präsentierte u.a. Namen wie Roosevel, Van Dyke und Ford. Einen Simon Holaran gab es allerdings nicht, diese Figur im Roman und alles, was mit ihr zusammenhängt, sind pure Fantasie.

Maria Montessori

Die Familie fährt oft nach Europa und dort lernt Adelia schließlich Maria Montessori kennen und lebt 1912 und 1913 bei der Pädagogin in Rom. Seit dem reißt der Kontakt nicht ab und schließlich bittet Montessori Adelia als Übersetzerin für sie zu arbeiten. In den kommenden zehn Jahren reisen sie gemeinsam durch die verschiedensten Länder, und Adelia entdeckt dabei den Katholizismus für sich.

Während der gemeinsamen Zeit in Barcelona reist Adelia oft nach Monserrat und nimmt bei den Jesuiten Glaubensunterricht. 1913, mit 25 Jahren, konvertiert sie zum katholischen Glauben. Dort nimmt sie den Namen Mary an. Was ihrer Mutter und den Geschwistern nicht sehr behagt. Für sie ist Adelia gestorben. Die Mutter enterbt die Tochter. Doch als es um das Erbe ging, verzichten die Geschwister auf gewisse Anteile und unterstützen Mary.

Belegt ist auch, dass Mary das Buch „Seelenführung“ von Jean-Pierre de Caussade liest und sich daraufhin einen spirituellen Vater wünscht. Ob sie jedoch solche Gespräche, wie von mir ausgedacht, mit Montessori in Barcelona oder auf Capri geführt hat, ist nicht bekannt.

Mary, ca. 1920

Fakt ist jedoch, dass Mary zusammen mit Rina Caterinici im Oktober 1923 von Capri aus nach San Giovanni Rotondo aufbricht. Der Ausspruch von Francesco: „Meine Tochter, reise nicht weiter. Bleibe hier.“  wird von mehreren Quellen kolportiert.

Ich habe mir dann erlaubt, die Ereignisse im Buch ein wenig zu straffen, sodass Mary gleich beim Padre bleibt. Und in der bescheidenen Herberge der Familie Vinciguerra unterkommt. Diesen wunderbar sprechenden Namen, der in etwa mit „Kriegsgewinner“ übersetzt werden kann, habe ich nicht geändert. Er passte am Ende so gut in das Konzept, als die Dorfgemeinschaft sich gegen die Machenschaften des Vatikans auflehnte.

Mary mit Francescos Vater Grazio und Francescos Schwester Graziella, Suor Pia

In San Giovanni Rotondo wird Mary dann rasch zu „Maria l’Americana“ – und ab da gibt es so einige Berichte über sie und ihr Wirken im Dorf und für den Konvent, die jedoch ähnlich wie bei Padre Pio vor allem ihre Wohltätigkeit und ihren rechten Glauben hervorheben. Sie ähneln darin schon fast hagiografischen Schriften. Kritische Stimmen habe ich nicht gefunden – was aber auch nichts heißen muss, denn es scheint, dass Mary eine durchaus herzensgute Person gewesen ist.
Mary beginnt für den Konvent zu arbeiten, möchte selbst Nonne werden, darf jedoch nur als Terziarin in den dritten franziskanischen Orden eintreten und somit weiter in der Welt leben. Sie kümmert sich um die Belange des Klosters, betreut die Pilger und später während des zweiten Weltkrieges auch die alliierten Soldaten. Sie gründet eine Schola Cantorum, wird zur „Mamma dei malati“, der Mutter der Kranken, und betreut schließlich Francescos alten Vater, der nach San Giovanni Rotondo gezogen ist.
Dies alles hat im Roman schon keinen Eingang mehr gefunden, da sich hier keine Konflikte mehr zeigten und somit keine Spannung mehr hätte aufgebaut werden können.

Ihre Mutter Adelaide hat sie jedoch tatsächlich in den 20er Jahren in San Giovanni Rotondo besucht. Sie hielt zwar an ihrem protestantischen Glauben fest, verehrt in gewisser Weise jedoch auch den Padre und setzt Mary schließlich wieder als Erbin ein.

mary
Francesco und Mary

Die große Frage, die ich im Roman nur andeute und hoffentlich den Leser_innen zur Beantwortung überlasse, nämlich ob Francesco und Mary ein Liebespaar waren, wird in keiner meiner Quellen offen beantwortet. Es gab unzählige Gerüchte, dass Francesco Kontakt zu vielen gläubigen Frauen hatte, doch ob daraus auch tatsächlich sexuelle Kontakte erwuchsen, ist reine Spekulation.
Genauso mit Mary. Man weiß nicht, wie weit ihre Beziehung ging. Doch bei allem, was ich gelesen habe, gehören die beiden für mich auf eine liebevolle Art zusammen. Und das muss eben nicht immer eine körperliche Liebe sein. Hier hatten sich zwei Menschen gefunden, die im Einklang miteinander standen. Im Glauben. Im Leben.
Dieses Foto der beiden Alten belegt für mich diese Annahme auf das Schönste. Mehr brauche ich über das Verhältnis von Francesco und Mary nicht zu wissen.

 

 

Jubiläumspreis für das E-Book

jubiläumspreisIn gut einem Monat, am 20. September 2018 jährt sich die „Stigmatisierung“ von Padre Pio zum 100. Mal. Wenige Tage später, am 23. September, dann auch der Todestag des Padre zum 50. Mal.

Hier wird das vermutlich nicht viele Menschen erreichen oder interessieren, in Süditalien dürfte dann jedoch zwischen Pietrelcina und San Giovanni Rotondo große Feierstimmung herrschen.
Auch wenn ich den Padre in meinem historischen Roman ja eher kritisch betrachtet habe, bin ich doch irgendwie gespannt, ob ich aus der Ferne etwas von den Feierlichkeiten mitbekommen werde.

Um wenigstens hier schon ein bisschen Feierstimmung zu verbreiten, habe ich aus Anlass dieses Doppeljubiläums nun für einen Monat den Preis des E-Books von Glaube Liebe Stigmata heruntergesetzt. So gibt es das epub- und das mobi-Format nun für 3,49 Euro. Und zwar für Tolino hier bei epubli und für Kindle hier bei amazon.

Viel Vergnügen beim Lesen!