Für mich es es wie ein Wunder! Der Padre, also mein Roman Glaube Liebe Stigmata steht seit gestern auf der Shortlist des Deutschen Selfpublishing-Preises 2018!!!
Das hätte ich so nie erwartet. Aber ich freue mich unglaublich!
Leider, oder vielleicht zum Glück, hält mich ein fieser Infekt davon ab, sämtliche Prosecco-Flaschen im Haus zu köpfen und in den Dauerfeinermodus zu schalten. Dauergrinsen geht. Alles andere tut leider weh. Deshalb halte ich mich hier kurz.
Danke an die Jury, dass Francesco, Adelia und Chiara es bis ins Finale geschafft haben – und nun vielleicht noch mehr Leser finden!
Herzlichen Glückwunsch an die neun Mitnominierten! Wir haben alle schon gewonnen und feiern das am 10.10. auf der Preisverleihung!
Bis zum 9.10. läuft nun das Publikumvoting, bei dem ihr alle über den Publikumspreis abstimmen könnt. Und zwar hier: https://selfpublishing-preis.de/shortlist/
Schaut da mal rein, es gibt zu allen Büchern Leseproben – und schöne Geschichten!
Am Mittwoch, den 10. Oktober 2018, findet dann um 14 Uhr die Preisverleihung im Lesezelt auf dem Gelände der Frankfurter Buchmesse statt.
Bis dahin ist der Infekt hoffentlich weg – und ich vergehe nicht vor Aufregung!
Die zweite Hauptfigur in Glaube Liebe Stigmata ist Mary Pyle. Auch sie ist eine Figur, die es im wirklichen Leben gegeben hat.
Als ich vor Jahren mit der Arbeit am Roman begann und vor allem Bücher und Texte zu Padre Pio las, war mir die Bedeutung von Mary noch gar nicht klar. Auch als ich 2008 San Giovanni Rotondo besuchte und die exhumierte Leiche des Padres besichtigte, war Mary für mich noch eine Unbekannte. So bin ich leider völlig achtlos an ihrem Haus, dem Castello Rosa, vorbeigelaufen. Was ich heute sehr bedaure und bei einem nächsten Besuch unbedingt nachholen muss.
Erst als ich durch einen Zufall die Todesdaten von Padre Pio und Mary genauer betrachtete, ging mir ein Licht auf. Mary starb am 26. April 1968. Francesco am 23. September 1968. Knappe fünf Monate lagen dazwischen. Es erinnerte mich an meine Großeltern, die innerhalb von sechs Wochen starben, weil der eine ohne die andere nicht mehr leben konnte und wollte. Eine große Liebesgeschichte. Und diese Vermutung stieg dann auch in mir auf, was die Beziehung zwischen Padre Pio und Mary Pyle anging.
So weitete ich meine Recherchen aus, warf den gesamten Plot über den Haufen und schrieb ganz neue Teile für den Roman. So griffen Mary, New York, der Reichtum, Adelias Mutter und schließlich auch Maria Montessori in das Geschehen ein.
Mary wurde am 17. April 1888 als Adelia McAlpin Pyle in der Stadt New York geboren. Ihr Großvater James Pyle war in den 1840er Jahren in die Stadt gezogen und hatte dort eine Seifenfabrik gegründet. Angeblich hat er als erster die Buchstaben „OK“ als Abkürzung für den Ausdruck „alles in Ordnung“ benutzt – er taufte seine Seife nämlich „OK Soap“. Und stellte später Seifenpulver her, das unter dem Namen „Pearline“ verkauft wurde.
Ihr Großvater mütterlicherseits, David Hunter McAlpin, war ein einflussreicher Industrieller und Immobilienbesitzer. Er erbaute das McAlpin Hotel, das zur damaligen Zeit, Ende des 19. Jahrhunderts zu den größten der Welt zählte.
Mary hatte fünf Geschwister, die älteren Brüder James und David, ihre jüngere Schwester Sara und die beiden jüngsten Brüder Charles und Gordon. Im Roman habe ich mir erlaubt, die Geschwister umzubenennen, da ich mir nicht sicher war, ob es noch lebende Verwandte der Pyles gibt. Die Familie wohnt in der Fifth Avenue genau gegenüber der St. Thomas Kirche, deren Brand im Jahr 1905 Adelia also durchaus hätte beobachten können.
Mary wächst behütet auf, ist Mitglied der Presbyterianischen Kirche, sie besucht Privatschulen in Princeton, New Jersey und Dobbs Ferry, New York. Zuhause bekommt sie Privatunterricht in den Sprachen Italienisch, Französisch, Deutsch und Spanisch. Sie nimmt Tanz- und Gesangsunterricht und reitet gern, bis ein Unfall ihr dieses Vergnügen verleidet. Den Sommer verbringt die Familie in ihrem Landhaus in Morristown, New Jersey, einem Haus mit 33 Zimmern, neun Bädern und einem Aufzug. Dazu einen riesigen Garten. Das Anwesen mit Namen Hurstmont war 1907 auf dem Cover der Zeitschrift „American Homes and Gardens“ zu sehen. Ein privilegiertes Lebens also.
So wurde auch die Einführung der beiden Pyle-Töchter in die gute Gesellschaft New Yorks standesgemäß im Sherry’s gefeiert und in der Zeitung verkündet. Es heißt, dass das Sherry damals das größte, elegantestes und teuerste Restaurant New Yorks gewesen sei. Es befand sich im Hotel Netherlands, das gleich neben dem Waldorf-Astoria lag. Die Gästeliste, die ebenfalls in der Zeitung veröffentlicht wurde, präsentierte u.a. Namen wie Roosevel, Van Dyke und Ford. Einen Simon Holaran gab es allerdings nicht, diese Figur im Roman und alles, was mit ihr zusammenhängt, sind pure Fantasie.
Die Familie fährt oft nach Europa und dort lernt Adelia schließlich Maria Montessori kennen und lebt 1912 und 1913 bei der Pädagogin in Rom. Seit dem reißt der Kontakt nicht ab und schließlich bittet Montessori Adelia als Übersetzerin für sie zu arbeiten. In den kommenden zehn Jahren reisen sie gemeinsam durch die verschiedensten Länder, und Adelia entdeckt dabei den Katholizismus für sich.
Während der gemeinsamen Zeit in Barcelona reist Adelia oft nach Monserrat und nimmt bei den Jesuiten Glaubensunterricht. 1913, mit 25 Jahren, konvertiert sie zum katholischen Glauben. Dort nimmt sie den Namen Mary an. Was ihrer Mutter und den Geschwistern nicht sehr behagt. Für sie ist Adelia gestorben. Die Mutter enterbt die Tochter. Doch als es um das Erbe ging, verzichten die Geschwister auf gewisse Anteile und unterstützen Mary.
Belegt ist auch, dass Mary das Buch „Seelenführung“ von Jean-Pierre de Caussade liest und sich daraufhin einen spirituellen Vater wünscht. Ob sie jedoch solche Gespräche, wie von mir ausgedacht, mit Montessori in Barcelona oder auf Capri geführt hat, ist nicht bekannt.
Fakt ist jedoch, dass Mary zusammen mit Rina Caterinici im Oktober 1923 von Capri aus nach San Giovanni Rotondo aufbricht. Der Ausspruch von Francesco: „Meine Tochter, reise nicht weiter. Bleibe hier.“ wird von mehreren Quellen kolportiert.
Ich habe mir dann erlaubt, die Ereignisse im Buch ein wenig zu straffen, sodass Mary gleich beim Padre bleibt. Und in der bescheidenen Herberge der Familie Vinciguerra unterkommt. Diesen wunderbar sprechenden Namen, der in etwa mit „Kriegsgewinner“ übersetzt werden kann, habe ich nicht geändert. Er passte am Ende so gut in das Konzept, als die Dorfgemeinschaft sich gegen die Machenschaften des Vatikans auflehnte.
In San Giovanni Rotondo wird Mary dann rasch zu „Maria l’Americana“ – und ab da gibt es so einige Berichte über sie und ihr Wirken im Dorf und für den Konvent, die jedoch ähnlich wie bei Padre Pio vor allem ihre Wohltätigkeit und ihren rechten Glauben hervorheben. Sie ähneln darin schon fast hagiografischen Schriften. Kritische Stimmen habe ich nicht gefunden – was aber auch nichts heißen muss, denn es scheint, dass Mary eine durchaus herzensgute Person gewesen ist.
Mary beginnt für den Konvent zu arbeiten, möchte selbst Nonne werden, darf jedoch nur als Terziarin in den dritten franziskanischen Orden eintreten und somit weiter in der Welt leben. Sie kümmert sich um die Belange des Klosters, betreut die Pilger und später während des zweiten Weltkrieges auch die alliierten Soldaten. Sie gründet eine Schola Cantorum, wird zur „Mamma dei malati“, der Mutter der Kranken, und betreut schließlich Francescos alten Vater, der nach San Giovanni Rotondo gezogen ist.
Dies alles hat im Roman schon keinen Eingang mehr gefunden, da sich hier keine Konflikte mehr zeigten und somit keine Spannung mehr hätte aufgebaut werden können.
Ihre Mutter Adelaide hat sie jedoch tatsächlich in den 20er Jahren in San Giovanni Rotondo besucht. Sie hielt zwar an ihrem protestantischen Glauben fest, verehrt in gewisser Weise jedoch auch den Padre und setzt Mary schließlich wieder als Erbin ein.
Die große Frage, die ich im Roman nur andeute und hoffentlich den Leser_innen zur Beantwortung überlasse, nämlich ob Francesco und Mary ein Liebespaar waren, wird in keiner meiner Quellen offen beantwortet. Es gab unzählige Gerüchte, dass Francesco Kontakt zu vielen gläubigen Frauen hatte, doch ob daraus auch tatsächlich sexuelle Kontakte erwuchsen, ist reine Spekulation.
Genauso mit Mary. Man weiß nicht, wie weit ihre Beziehung ging. Doch bei allem, was ich gelesen habe, gehören die beiden für mich auf eine liebevolle Art zusammen. Und das muss eben nicht immer eine körperliche Liebe sein. Hier hatten sich zwei Menschen gefunden, die im Einklang miteinander standen. Im Glauben. Im Leben.
Dieses Foto der beiden Alten belegt für mich diese Annahme auf das Schönste. Mehr brauche ich über das Verhältnis von Francesco und Mary nicht zu wissen.
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